Viele Bewerber kennen das Problem von kleinen oder großen Lücken im Lebenslauf. Egal ob arbeitslos, Krankheit oder durch eine Auszeit nach Abitur oder Studium – eine Lücke im Lebenslauf ist immer denkbar ungünstig für den Gesamteindruck, den der Bewerber beim Personalverantwortlichen hinterlässt. Also wie können diese Lücken erklärt bzw. gefüllt werden?
Wir zeigen Ihnen zehn erfolgreiche und erprobte Tipps aus unserer täglichen Praxis, wie Sie mit solchen Lücken oder Auszeiten umgehen können.
Inhaltsverzeichnis
Was genau sind Lücken im Lebenslauf?
Was genau ist in der Arbeitswelt mit einer „Lücke“ gemeint? Wie interpretieren Personaler Lücken? Und wie sollte man als Bewerber oder Bewerberin damit umgehen?
Eine Lücke bedeutet, der Bewerber oder die Bewerberin war in einer Zeit von mehr als 2 Monaten nicht in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt, hatte keinen Mini-Job, hat keine Schul- oder Weiterbildung absolviert, kein Studium und kein Praktikum nachzuweisen. Er hat in den Augen des Lesers also „nichts“ gemacht.
Wenn Lücken ungefüllt bleiben, kann sich dies negativ auf den weiteren Bewerbungsprozess auswirken. Das wurde uns schon mehrfach von verschiedenen Personalern bestätigt.
Doch was können Sie tun, wenn Sie nunmal eine Lücke von 4 Monaten oder mehr im Lebenslauf haben?
Jeder Bewerber sollte als erstes die vorhandenen Lücken analysieren.
„Bin ich nur faul auf der Couch gelegen oder habe ich mich aktiv beworben?“
„Habe ich vielleicht einen kranken/pflegebedürftigen Angehörigen gepflegt oder habe ich mich ehrenamtlich engagiert?“
„War ich im Ausland oder habe ich einem Sprachkurs besucht?“
„Habe ich privat eine Office-Weiterbildung gemacht?“
Wenn Sie die Gründe der „Lücken“ kennen, können Sie Lösungen finden.
Und das ist entscheidend! Nur so können Sie Lücken im Lebenslauf eliminieren und in positive „Lückenfüller“ umwandeln.
Gründe für Lücken im Lebenslauf
So verschieden Menschen und Ihre Lebenswege sind, so verschieden können auch die Gründe der Fehlzeiten im Beruf sein.
Die Entwicklung vom Arbeitnehmer, der seine Ausbildung bei der traditionellen, örtlichen Firma absolviert hat, dort dann bis zur Rente arbeitet und sich kontinuierlich hocharbeitet – das ist ein längst veralteter nicht mehr zeitgemäße Arbeitsweg unter jungen Arbeitnehmern.
Wer heutzutage Karriere machen möchte, sollte verschiedenen Experten zufolge alle zwei bis drei Jahre das Unternehmen wechseln. Nur durch Unternehmens- und Branchenwechsel können sich (junge) Arbeitnehmer verschiedene (Berufs-) Erfahrungen, vielfältige Kenntnisse und ein breites Branchenwissen aneignen.
Diese Vielfältigkeit ist oftmals auch notwendig, da sie heutzutage von Arbeitgebern in vielen Bereichen auch explizit gefordert wird. Einige Jahre Berufserfahrung und ein paar interessante, erfolgreiche Projekte abgeschlossen, viel Wissen erlangt und dann mal bewerben und seinen Marktwert checken. So denken auch viele junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen heute. Und wer weiß, vielleicht bietet der nächste Arbeitgeber zusätzlich zu einem höheren Gehalt auch noch einen Geschäftswagen.
Dieses moderne und oft auch notwendige Wechseln der Arbeitgeber kann aber auch zu Lücken im Lebenslauf führen und in Zeiten der befristeten Verträge auch Zeiten mit Arbeitslosigkeit nach sich ziehen.
Zum Beispiel wenn der Bewerber oder die Bewerberin in der Probezeit oder nach Beendigung einer Vertragsbefristung bei einem neuen Arbeitnehmer gekündigt wird und erstmal mehrere Monate Bewerbungsmarathon betreiben muss, um wieder einen neuen Job zu finden.
Viele junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen muten sich auch zu viel zu und übersehen dabei Signale des Körpers, der einfach eine Auszeit braucht – und schon ist er oder sie aufgrund eines drohenden Burn-Outs einige Monate krankgeschrieben.
Weitere mögliche Gründe für Lücken im Lebenslauf:
- Mehrmaliger Arbeitgeberwechsel, Kündigung in Probezeit
- Arbeitssuche / Studienplatzsuche
- Arbeitslosigkeit (gekündigt worden / selbst gekündigt)
- Krankheit (körperliche / psychische Erkrankungen oder Unfälle)
- Auslandsaufenthalt
- Erziehungsurlaub / Elternzeit
- Auszeit nach dem Studium
- Pflege von Angehörigen
- Hausbau
- Freiheitsstrafe
- Sabbatical / Sabbatjahr (Trend aus den USA) – Sonderurlaub
10 erfolgreiche Praxistipps
Durch unsere langjährige Erfahrung rund um das Thema Bewerbungen, konnten wir unzählige Lebensläufe einsehen und vorhandene Lücken erfolgreich füllen.
I. Formulierungen optimieren / umformulieren
Herr Muster war nicht 6 Monate arbeitslos, sondern 6 Monate in der Bewerbungsphase oder Frau Muster kann mit einer 6-monatigen beruflichen Neuorientierung punkten. Klingt gleich viel sympathischer, oder?
Und Frau Schmidt war nicht 9 Jahre im Erziehungsurlaub oder in Elternzeit sondern hat 9 Jahre die Familie gemanagt…mit dem komplizierten Hausbau, der Erziehung der gemeinsamen Kinder und des meist unterschätzten „Rücken freihaltens“ des erfolgreichen berufstätigen Partners.
Das sagt viel mehr aus, als ein 9 jähriger Erziehungsurlaub, da sieht der Personaler Frau Schmidt, unter Umständen und wenn er keine eigenen Kinder hat, mit Freundinnen shoppen und Teetrinken oder ganzen Tag mit den Kindern spielen.
II. Privates in berufliches „umwandeln“
Ein längerer Auslandsaufenthalt in England nach dem Studium / nach der Kündigung kann helfen den Kopf frei zu kriegen. Und warum dann nicht im Lebenslauf schreiben:
„Auslandsaufenthalt zur Verbesserung der Sprachkenntnisse“?
Man hat ja dort die Sprache des Landes gesprochen und dabei bestimmt auch verbessert, oder? Damit können Sie vor allem dann punkten, wenn Sprachkenntnisse und Interkulturelle Kompetenz in der Stellenausschreibung gefordert werden.
Experten-Tipp
III. Ehrlich sein, nicht lügen!
Angenommen Herr Müller musste eine Freiheitsstrafe von X Monaten absitzen.
Er kann jetzt nicht einfach schreiben, dass er in dieser Zeit ein Praktikum im Ausland gemacht hat – das wäre gelogen und so etwas kommt fast immer raus. Vor allem dann, wenn ein Nachweis gefordert wird.
Hier ist Kreativität gefragt. Wurden irgendwelche Kurse in Haft besucht? Hat er sein Abitur nachgeholt? Eine Ausbildung gemacht? Sonstige private Fernstudien absolviert?
Falls Bewerber oder Bewerberinnen nicht wissen, wie sie solche Lücken am besten kaschieren können, sollten sie Experten um Hilfe fragen.
Bitte geben Sie generell keine Weiterbildungen an, die Sie nicht besucht haben. Spätestens im Vorstellungsgespräch fällt es auf, wenn Sie trotz angeblich besuchtem Kurs keine oder nur sehr geringe MS-Office-Kenntnisse vorweisen können oder wenn Sie kaum Englisch beherrschen, obwohl Sie angeblich seit einem Jahr einen Kurs besuchen.
Außerdem können Teilnehmerurkunden von Personalern auch oft nachgefordert werden und spätestens, wenn Sie dann nichts vorweisen können, werden die Personaler oft misstrauisch.
IV. Mut zur Lücke
Manche Sachen im Leben waren so und fertig. Hier sollten Sie selbstbewusst und überzeugend sein.
Vielleicht hat eine private Situation (Scheidung, Krankheit, usw.) oder ein Schicksalsschlag (Unfalltod eines nahen Freundes, Tod des Partners/ der Partnerin, schwerere Krankheit, usw.) Herrn Maier aus der beruflichen Bahn geworfen und dadurch entstand eine 9 größere Lücke.
Allerdings ist es hier wichtig, nur diskret auf die Situation einzugehen. Privates sollte privat bleiben. Sie sollten beim Personaler durch Ihre Bewerbungsunterlagen vor allem das Gefühl wecken, dass diese Situation erfolgreich gemeistert haben und nun wieder voller Motivation und Lebensenergie in die Arbeitswelt zurückkehren möchten.
V. Lebenslauf anders strukturieren, damit größere Lücken nicht gleich ins Auge stechen
Hier ist oftmals auch das Design entscheidend. Beispielsweise vertauschte Spalten von „Position“ und „Jahreszahl“ – Position, Firma und Tätigkeit links, Jahreszahl rechts – können schon einen deutlichen Unterschied machen. Oder groß die Position und die Tätigkeiten/ Verantwortlichkeiten und dazwischen in einer Zeile etwas kleiner die Jahreszahlen.
VI. Wichtige ehrenamtliche / private Erfolge nennen
Wenn Frau XY neben dem reinen Haushalt auch den ganzen Hausbau organisiert hat – inklusive der Anweisung und Koordination der Handwerker, dem Bezahlen der Rechnungen und der Gesprächsführung mit dem Architekten – dann ist das wichtig zu erwähnen. Das zeugt von Organisiertheit sowie von Kommunikations- und Durchsetzungsfähigkeit.
Auch ehrenamtliche Tätigkeiten, vor allem wenn diese relevant für den Beruf sind, können von Vorteil sein. Als Trainer oder Trainerin einer Fußball- oder Tennismannschaft ist man diszipliniert, führt eine Mannschaft zum Erfolg, koordiniert Trainingseinheiten und kommuniziert mit anderen Trainern oder den Vorständen des Vereins. So ein ehrenamtliches Engagement legt dem Personaler nahe, dass Führungsstärke, Koordinationsfähigkeit und Organisationstalent sowie Zielorientierung vorhanden sind.
VII. Soft Skills betonen
Durch verschiedene Schwerpunkte in der Zeit der Lücke, wie beispielsweise die Teilnahme an einem Marathon, Reisen oder durch ehrenamtliches Engagement, können die eigenen Soft Skills wirkungsvoll hervorgehoben werden.
Wer beispielsweise in dieser Zeit kleine und große sportliche Erfolge gefeiert hat, gilt als ehrgeizig, zielorientiert und dynamisch.
Doch Achtung! Hier kommt es auf die Art des Sports an.
Wenn Sie einen Marathon gelaufen sind, werden Sie eher als disziplinierte/r Einzelkämpfer/in wahrgenommen, während das Engagement in einem Verein oder Ehrenamt für viele Personaler auf einen sozial geprägten und teamfähigen Bewerber hinweist.
Auch wer seine Angehörigen gepflegt hat wird als sozial und zusätzlich oft als belastbar angesehen.
Reisen und Auslandsaufenthalte dagegen zeugen von einem offenen Denken, Neugierde, Aufgeschlossenheit und interkultureller Kompetenz.
Das Lernen eines neuen Musikinstrumentes dagegen wird eher mit Lernbereitschaft und Einfühlungsvermögen gleichgesetzt.
Diese Einstufungen gelten übrigens auch oft für die Nennung Ihrer Hobbys am Ende Ihres Lebenslaufes.
VIII. Weiterbildungskurse / Volkshochschulkurse absolvieren
Wenn es möglich ist – auch finanziell – können Bewerber/innen sich privat weiterbilden. Gerade während der Arbeitslosigkeit signalisieren Sie damit Ihre Motivation, Ihre Lernbereitschaft und Ihren Willen gut ausgebildet wieder Fuß in der Berufswelt zu fassen.
IX. Lücken mit dem Stellenprofil „vernetzten“
Eine Dame, die 10 Jahre lang ihren Vater bis zu dessen Tod gepflegt und versorgt hatte, musste ihren Beruf als Bankkauffrau kündigen, um sich voll auf die Pflege konzentrieren zu können.
Nach der Trauerzeit wurde sie auf eine interessante Stellenanzeige im kaufmännischen Bereich einer Klinik aufmerksam. Sie konnte mit den während der Pflegezeit besuchten Kursen im medizinischen Bereich punkten!
Die Bewerbung war ein voller Erfolg, da sie durch die Erfahrung auch die geforderten Soft Kills wie Einfühlungsvermögen und Belastbarkeit vorweisen konnte.
Also können auch die Erfahrungen, welche Sie in der Zeit der Lücke gemacht haben, dazu beitragen, dass wenn Sie sich hinterher auf eine Position bewerben, Sie mit diesen Erfahrungen einen Vorsprung vor anderen Bewerber und Bewerberinnen haben.
X. Eine gute Freundin, einen guten Freund um Rat fragen oder sich Hilfe vom Experten einholen
Auf jeden Fall sollten Sie sich eine zweite Meinung einholen! Am besten von jemandem, der sich auskennt oder eventuell schon selbst einmal Mitarbeiter eingestellt hat.
Gibt es in Ihrem Bekanntenkreis keine solche Person sollte zumindest ein Freund oder eine Freundin mit sehr guten Sprach- und Grammatikkenntnissen um eine Korrektur gebeten werden.
Vor einer solchen Korrektur sollten Sie Ihre Unterlagen auf keinen Fall losschicken. Vier Augen sehen mehr als zwei und zwei Gehirnen fallen bestimmt bessere Lösungen für die Optimierung von Lücken im Lebenslauf ein, als einem alleine!
Fazit
Für Bewerber und Bewerberinnen ist es elementar wichtig Lücken im Lebenslauf nicht einfach unbeantwortet stehen zu lassen, so dass der Personaler seine Fantasie spielen lassen muss, um sich zu überlegen, was der Bewerber oder die Bewerberin in dieser Zeit wohl gemacht hat. Dieses Gedankenspiel geht NIE gut für Sie aus!
Im schlimmsten Fall wird angenommen, Sie haben etwas zu verbergen. Im besten Fall wirkt der Lebenslauf einfach nur unrund und der Personal- oder Fachverantwortliche kann sich kein Bild von Ihnen machen und sortiert Ihre Bewerbung deshalb aus.
Beides ist deutlich schlechter für Sie, als die Lücke zu erklären und zu Ihrem Vorteil zu füllen!
Gerne helfen wir mit unserem Know-how beim Entschärfen solcher Stolpersteine, um nicht bereits am Anfang Chancen zu verspielen, welche Sie durchaus gehabt hätten.
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